Gaspreisentwicklung 2023: Ursachen und Prognose für die Gaspreise

Wie sieht die Gaspreisentwicklung 2023 aus, nachdem sich die Preise von 2021 auf 2022 mehr als verdoppelt haben? Wie kommen die Gaspreise 2023 zustande und welche Prognose lässt sich für die Zukunft abgeben? Was kann man gegen die hohen Gaskosten tun? All das erfahren Sie hier.

Aktuelle Gaspreisentwicklung 2022/2023

Bei der Gaspreisentwicklung 2022 kam es seit Herbst 2021 zu einem sehr starken Anstieg, sodass die Gaspreise 2022 zwischenzeitlich so hoch waren wie nie zuvor. Inzwischen wurde ein niedrigeres Niveau erreicht, das allerdings immer noch deutlich über den Vorjahren liegt:

Laut Verivox liegt der durchschnittliche Gaspreis im Januar 2023 bei 18,3 ct/kWh bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh, nachdem er im September bereits 21,75 ct/kWh betrug.

Laut BDEW-Gaspreisanalyse 11/2022 lag der Durchschnittspreis für das 4. Quartal 2022 bei 20,04 ct/kWh.

Die Gesamtkosten für Gas liegen bei einem Kilowattstundenpreis von 20,04 ct und einem Verbrauch von 20.000 kWh bei 4.008 Euro (Vergleichspreis 2021: Jahresdurchschnitt 7,06 ct/kWh; 1.412 Euro).

Warum sind die Gaspreise 2022/2023 so hoch?

Die Gründe für die extreme Gaspreisentwicklung nach oben, die sich u. a. in Deutschland abzeichnet, sind u. a. die folgenden:

  • Gasknappheit durch Krieg in der Ukraine und reduzierte Liefermengen von Russland an Deutschland
  • Enormer Anstieg der Großhandelspreise durch weltweit steigende Nachfrage bei gleichzeitig begrenztem Angebot
  • Anstieg der Netznutzungsentgelte

Gasanbieter geben diese Belastungen größtenteils an die Verbraucher weiter. 2023 kommt es erneut zu massiven Gaspreiserhöhungen für Millionen Kunden.

Hier gelangen Sie direkt zu einer weiteren Erläuterung der Ursachen für die aktuelle Gaspreisentwicklung.

Grafik zur aktuellen Gaspreisentwicklung

In der Grafik ist die Gaspreisentwicklung von 2010 bis 2022 zu sehen:

Gaspreisentwicklung von 2010 bis 2022

Während die Gaspreise von 2010 bis 2020 nie die 7-Cent-Marke erreicht haben, sind seit 2021 deutliche Preissteigerungen der Fall. Im Jahr 2021 lagen die Kosten durchschnittlich bei 7,06 ct/kWh. Für das 1. bis 3. Quartal 2022 ergab sich ein durchschnittlicher Preis von 15,29 ct/kWh. Der Durchschnittspreis für das 4. Quartal 2022 betrug schon 20,04 ct/kWh (Quelle: BDEW-Gaspreisanalyse, 11/2022).

Bestandteile des Gaspreises

Um die Gaspreisentwicklung nachvollziehen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie sich der Gaspreis 2022 zusammensetzt. Folgende Bestandteile haben Einfluss auf die Gaspreisentwicklung:

  • 80 % des Gaspreises entfallen auf Beschaffung, Vertrieb und Gewinnmarge des Anbieters. In den Vorjahren war dieser Anteil deutlich geringer als 2022 durch die hohen Beschaffungskosten.
  • 8 % der Kosten verursachen die Netzentgelte, die die Netzbetreiber z. B. für Bau und Betrieb der Gasleitungen erhalten.
  • Weitere 12 % setzen sich u. a. aus Gassteuer, Umsatzsteuer, CO₂-Steuer (seit Anfang 2021) und Konzessionsabgabe zusammen. Dabei wurde die zeitweise von 19 % auf 7 % gesenkte Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer berücksichtigt.
Gaspreis Zusammensetzung

20 % des Preises (Netzentgelte, Steuern und Abgaben) werden gesetzlich festgelegt und können nicht vom Anbieter beeinflusst werden. Auf knapp 80 % des Gaspreises haben Gasversorger zumindest teilweise Einfluss (Einkauf, Vertrieb, Gewinn).

Ursachen der Gaspreisentwicklung 2022/2023

Die Gaspreise 2022 steigen in Deutschland v. a. durch eine Gas-Knappheit an (z. B. durch Lieferkürzungen und -stopps durch Russland). Diese Knappheit trifft auf eine weltweit hohe Gas-Nachfrage. Hinzu kommen ansteigende Steuern im Rahmen der Klimawende und der Energiekrise. In den folgenden Abschnitten gehen wir genauer auf die Ursachen der aktuellen Gaspreisentwicklung ein.

Gaspreisentwicklung 2022/2023: Anstieg der Beschaffungskosten seit Ukraine-Krieg

Den größten Einfluss auf die Gaspreise 2022/2023 haben die extrem erhöhten Einkaufspreise, die Gasanbieter für Erdgas zahlen. Diese kommen an der Energiebörse zustande.

Wie funktioniert die Energiebörse für Gas?

Gasanbieter kaufen Gas zu Großhandelspreisen ein, um es dann zu ihren eigenen Preisen an Verbraucher zu vermarkten. Die Großhandelspreise kommen in Deutschland auf der EEX (European Energy Exchange) Energiebörse in Leipzig zustande.

Hier können Gasanbieter sowohl kurzfristig zu den aktuellen Preisen Gas einkaufen (Spotmarkt) als auch langfristig zu einer Art Pauschalpreis für die Zukunft (Terminmarkt).

Die Gaspreise, die sich auf diese Weise ergeben, werden für Verbraucher allerdings verzögert sichtbar, weil die Gasversorger ihre Kontingente eher langfristig einkaufen.

Bereits ab Sommer 2021 kam es zu einem explosionsartigen Anstieg der Großhandelspreise und zu Preissteigerungen um mehrere Hundert Prozent.

Die Situation wurde durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 weiter verschärft. Während eine Megawattstunde Gas im Großhandel im Juli 2021 noch 36 Euro kostete, waren es im Juli 2022 bereits 166 Euro. Im September 2022 wurden Rekordwerte von 281 Euro erreicht, nachdem Russland erneut die Belieferung einstellte. Die Einkaufspreise für Gas haben sich also um mehrere hundert Prozent erhöht.

Es kam in Folge des Ukraine-Kriegs zu zahlreichen Sanktionen des Westens gegenüber Russland. Unter anderem wurde die Genehmigung der fertiggestellten Pipeline Nord Stream 2 gestoppt.

Russland drohte seitdem immer wieder mit einer Drosselung oder vollständigen Beendigung der Gaslieferungen über Nord Stream 1. Da Deutschland bisher etwa 55 Prozent des Gasbedarfs aus Russland bezogen hat, hat dies enormen Einfluss auf die Gaspreise und die Gasspeicherbestände. Trotz vertraglicher Vereinbarungen hat Russland die Belieferung im Herbst 2022 nach schrittweiser Reduzierung eingestellt. Die Folge: Extrem steigende Gaspreise 2022.

Gaspreisentwicklung 2022/2023: Steigende Nachfrage weltweit

Ein weiterer Preistreiber bei der Gaspreisentwicklung ist die weltweit steigende Nachfrage. Diese ergibt sich u. a. durch eine Normalisierung der Wirtschaft im Laufe der Coronakrise. Hinzu kommt, dass beispielsweise in Asien im Rahmen der Klimawende mehr Erdgas benötigt wird, um andere Energieerzeugungsformen zu ersetzen.

Gas spielt in Deutschland nicht nur eine tragende Rolle für Industrie und Haushalte, sondern auch bei der Stromproduktion: Bisher wurden rund 10 % des Stroms über Gaskraftwerke produziert. Vor allem, wenn die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien gering ausfällt (z. B. an Tagen mit geringem Windaufkommen oder wenig Sonneneinstrahlung), sind Gaskraftwerke als Ausgleich gefragt.

Die steigende Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot. Da die Gasmärkte weltweit voneinander abhängig sind, macht sich dies in steigenden Einfuhrkosten bemerkbar.

Gaspreisentwicklung 2022/2023: Einfluss der CO₂-Steuer

Gasanbieter (sowie alle Benzin-, Diesel-, Heizöl- und ab 2023 auch Kohle-Unternehmen) müssen ab Januar 2021 einen Steueraufschlag zahlen (die sog. CO2-Steuer), um CO2-haltige Produkte vertreiben zu dürfen.

Die Treibhausgase sollen im Rahmen des Klimaschutzprogramms reduziert werden, indem man Anbieter verpflichtet, kostspielige Emissionszertifikate zu erwerben. Dadurch sollen CO2-haltige Produkte immer unattraktiver werden. Allerdings dürfen die Unternehmen ihre höheren Kosten vollständig an die Verbraucher weitergeben.

Im Jahr 2023 wird die weitere Anhebung der CO2-Steuer ausgesetzt, um eine zusätzliche finanzielle Belastung der Verbraucher zu vermeiden.

Folgendermaßen entwickelt sich die CO2-Steuer bzgl. des Gaspreises:

  • 2021: 25 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis von 0,54 Cent pro Kilowattstunde
  • 2022: 30 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis von 0,65 ct/kWh
  • 2024: 35 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis von 0,76 ct/kWh
  • 2025: 45 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis von 0,97 ct/kWh
  • 2026: 55 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis von 1,1 ct/kWh
  • Nach 2027: Voraussichtlich mind. 55 Euro und max. 65 Euro pro Tonne CO2, d. h. Aufpreis zwischen 1,1 und 1,4 Cent ct/kWh.

Durch die schrittweise Erhöhung der CO2-Steuer steigt auch der Gaspreis immer weiter an.

Tipp: Die Preise steigen zwar bei allen Anbietern, es lohnt sich jetzt aber umso mehr, den günstigsten seriösen Gasversorger auszuwählen. Entgehen Sie den negativen Folgen der Gaspreisentwicklung durch einen Anbieterwechsel: Fordern Sie über unseren Tarifrechner kostenlos und unverbindlich eine Tarifempfehlung an.

Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas ab Oktober 2022

Um die finanzielle Belastung der Verbraucher durch die Gaspreisentwicklung aufzufangen, wird von Oktober 2022 bis Ende März 2024 der Mehrwertsteuersatz auf Gas von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh ergibt sich dadurch eine Entlastung i. H. v. knapp 400 Euro pro Jahr.

Gasspeicherumlage und Regelenergieumlage ab Oktober 2022

Auswirkungen auf die Gaspreisentwicklung 2022 haben außerdem neue staatliche Umlagen. Wichtig zu wissen: Die ursprünglich von der Bundesregierung geplante Gasbeschaffungsumlage in Höhe von rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde wurde verworfen. Allerdings beinhaltet der Gaspreis ab 01.10.2022 zwei neue Umlagen:

  • Gasspeicherumlage i. H. v. 0,059 ct/kWh
  • Regelenergieumlage i. H. v. 0,57 ct/kWh

Dadurch zahlt ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh etwa 114 Euro mehr für die Regelenergieumlage und 12 Euro mehr für die Gasspeicherumlage (Quelle: Tagesschau).

Gaspreisentwicklung 2022/2023: Einfluss der Netzentgelte

Die Netznutzungsentgelte machten im 4. Quartal 2022 rund 8 % des Gaspreises aus, haben also ebenfalls Einfluss auf die Gaspreisentwicklung. Sie unterlagen in den letzten Jahren relativ geringen Schwankungen.

Die Netzentgelte werden hauptsächlich für den Ausbau und die Instandhaltung der Gasleitungen verwendet. Die Kosten sind im Gaspreis enthalten und werden vom Gasanbieter an den Netzbetreiber weitergegeben.

Wie hoch die Netzentgelte ausfallen, wird jährlich neu von der Bundesnetzagentur festgelegt und unterscheidet sich je nach Region, da auch die Kosten für Betrieb, Ausbau und Instandhaltung des Gasnetzes je nach Netzgebiet unterschiedlich hoch sind.

Durchschnittlich betragen die Netzentgelte im Jahr 2022 bei einem Verbrauch von 20.000 kWh 1,66 ct/kWh. Aufs Jahr gerechnet sind es in diesem Fall 332 Euro, während es 2021 noch 1,64 ct/kWh und damit 328 Euro waren.

2023 steigen die Netzentgelte durchschnittlich um über 10 % an und damit bei einem Verbrauch von 20.000 kWh um rund 40 Euro. Die Steigerung kommt durch die verringerten Gasimporte zustande: Die Kosten für die Netze verteilen sich aktuell auf weniger Kilowattstunden, die durch die Netze fließen (Quelle: CHECK24).

Folgen der Gaspreisentwicklung 2022/2023

Von der aktuellen Gaspreisentwicklung sind unzählige Haushalte betroffen: Über 50 Prozent aller deutschen Haushalte nutzen Erdgas zum Heizen. Auch zur Wassererhitzung und zum Kochen benötigen viele Verbraucher Gas. Doch auch die Industrie, Gewerbe und Kommunen bekommen die hohen Gaspreise 2023 zu spüren.

Der starke Anstieg der Gaspreise 2023 (und bereits 2021/2022) hat fatale Auswirkungen. Dazu zählen u. a. folgende:

  • Tausende Gasversorger haben bereits Preiserhöhungen durchgeführt, weitere folgen. Je nach Standort, Verbrauchshöhe und Anbieter fallen diese unterschiedlich hoch aus. Teils sind auch extreme Gaspreiserhöhungen um 200 bis 300 Prozent oder mehrere Preisanpassungen innerhalb weniger Monate der Fall.
  • Hunderte Gas-Grundversorger haben spezielle Tarife für Neukunden eingeführt, die deutlich teurer sind als die für Bestandskunden.
  • Tausenden Kunden wurde unerwartet der Gasvertrag gekündigt (z. B. durch den Versorger gas.de).
  • Viele Gasanbieter vermeiden es, sich mit zu viel teurem Gas zu bevorraten. Dadurch gibt es nur noch sehr wenige Neukundenangebote.
  • Durch die Gaspreisentwicklung kam es auch zu einer Strompreisentwicklung nach oben, da Gas auch zur Stromerzeugung genutzt wird.

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Gaspreisbremse ab 2023 und Soforthilfe im Dezember 2022

Ab 2023 soll eine Gaspreisbremse zur Entlastung der Verbraucher greifen. Die Preisbremse gestaltet sich folgendermaßen:

  • Preisdeckel von 12 ct/kWh für Gas
  • Preisdeckel von 9,5 ct/kWh für Fernwärme
  • Gültigkeit voraussichtlich von Januar 2023 bis Ende April 2024

Die Preisbremse soll für einen Basisverbrauch gelten (80 Prozent des Vorjahresverbrauchs).

Zudem übernimmt der Staat die Zahlung des gesamten Monatsabschlags im Dezember 2022 (Gas/Fernwärme). Die Soforthilfe beträgt ein Zwölftel des Jahresverbrauchs.

Hier gelangen Sie zu genaueren Informationen zur Gaspreisbremse und Soforthilfe.

Weitere finanzielle Entlastungen aufgrund der Gaspreisentwicklung 2022/2023

Die Entlastungspakete der Bundesregierung beinhalten weitere Maßnahmen, beispielsweise folgende:

  • Einmaliger Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger, Azubis und Studierende
  • Einmalige Energiepreispauschale für alle einkommenssteuerpflichtigen Erwerbstätigen
  • Einmalzahlungen für Empfänger von Arbeitslosengeld und Sozialleistungen
  • Erhöhung des Kindergelds

Weitere Einflüsse auf die Gaspreisentwicklung

Auf die Gaspreisentwicklung haben neben Steuern, Netznutzungsentgelten und dem Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage weitere Faktoren Einfluss, die wir im Folgenden erklären.

Abhängigkeit von Förderstaaten

Da Deutschland nur in sehr geringem Ausmaß eigene Gasförderanlagen besitzt, müssen mehr als 90 Prozent des Gasbedarfs importiert werden. Dazu schließen deutsche Anbieter Lieferverträge mit Förderstaaten ab. Bisher waren dies vor allem Russland, Norwegen und die Niederlande.

Diese Verträge fallen meist längerfristig aus, wodurch die Abhängigkeit in Bezug auf die Gaspreisentwicklung entsteht, die wiederum von globalen Marktereignissen abhängt. Auch wird der Preis durch die Beziehungen der Liefer- und Transitstaaten (Staaten, über die das Gas transportiert wird) beeinflusst.

Russland war bisher mit mehr als 50 Prozent einer der Hauptlieferanten für Erdgas in Deutschland. Dieser hat in den vergangenen Jahren verstärkt den asiatischen Markt beliefert und damit für eine Verknappung des Gases in Europa gesorgt. Seit dem Ukraine-Krieg hat sich die Lage durch die gedrosselte Belieferung extrem zugespitzt und die Gaspreise ansteigen lassen.

Einfluss des Klimas auf die Gaspreisentwicklung

Wetter- und Klimaveränderungen haben einen nennenswerten Einfluss auf die Gaspreisentwicklung. Beispielsweise konnte nach dem sehr trockenen Sommer 2018 ein erheblicher Anstieg des Gaspreises beobachtet werden.

Der Grund dafür liegt in den niedrigeren Wasserständen der Flüsse. Über die Flussschifffahrt kann nach einer Wärmeperiode wesentlich weniger Kohle transportiert werden. Dadurch sind mehr gasbetriebene Stromkraftwerke in Betrieb, was nachteilig für die Gaspreisentwicklung ist und zu höheren Kosten führt.

Abhängigkeit des Gaspreises vom Ölpreis

Bis zum Jahr 2010 war die sogenannte Ölpreisbindung, bei der viele Lieferverträge zwischen Erdgasproduzenten und Erdgaslieferanten an den Ölpreis gekoppelt wurden, für Preisänderungen mitverantwortlich. Stieg der Ölpreis, folgte mit einem zeitlichen Verzug eine ähnliche Gaspreisentwicklung.

Seit 2010 ist der Gaspreis nicht mehr an den Ölpreis gebunden. Dennoch wird die Gaspreisentwicklung stark von diesem beeinflusst. Wenn die OPEC-Staaten (Organisation erdölexportierender Länder) ihre Fördermengen senken, wird das Öl knapper und teurer. Das bewirkt, dass Stromanbieter, die sowohl ölgetriebene Blockheizkraftwerke als auch Gaskraftwerke betreiben, mehr Gas kaufen. So erfolgt eine Gaspreisentwicklung nach oben.

Einfluss neuer Fördertechnologien auf die Gaspreise

Es entstehen immer neue Technologien zur Förderung von Erdgas. In den USA setzt man beispielsweise Fracking ein. Dabei werden künstliche Fließwege gebohrt, durch die das Gas in den Gesteinsschichten der Erde zutage gefördert wird. Durch eine Weiterentwicklung dieser Technologien könnten die derzeit hohen Förderkosten langfristig erheblich reduziert werden. Allerdings ist Fracking umstritten, da erhebliche Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit bestehen könnten und dies bisher nicht ausreichend erforscht ist.

Prognose zur Gaspreisentwicklung ab 2023

Bei einer Prognose zur Gaspreisentwicklung spielen die Beschaffungskosten für Gas eine entscheidende Rolle. Bereits die Gaspreise 2022 befinden sich auf dem bisherigen Höchststand. Aktuell sprechen trotzdem zahlreiche Faktoren für einen weiteren Preisanstieg im Jahr 2023 und in den Folgejahren:

  • Die Gaspreisbremse beschränkt die Gaspreise für Verbraucher im Jahr 2023 auf max. 12 ct/kWh.
  • Da Gas längerfristig eingekauft wird, sind die extrem hohen Beschaffungskosten momentan noch nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen. Die Gaspreise 2023 werden demnach weiter ansteigen.
  • Eine wichtige Rolle für die zukünftigen Gaspreise spielt auch, wie die alternativen Beschaffungsmethoden für Gas aussehen: Die Bundesregierung strebt eine Unabhängigkeit von russischem Gas und Erdöl bis 2030 an. Voraussichtlich wird zukünftig mehr Gas aus den USA, Katar oder Ägypten importiert. Dies ist allerdings nicht per Pipeline wie beim russischen Gas möglich, sondern hauptsächlich über Schiffe in Form von Flüssiggas. Steigende Kosten sind die Folge.
  • Die aktuelle Gasknappheit in Deutschland wird in der nahen Zukunft voraussichtlich ebenfalls deutlichen Einfluss auf die Gaspreise haben. Steigende Gaspreise können im Winter 2022/2023 insbesondere dann zustande kommen, wenn die Nachfrage von Privathaushalten und Wirtschaft die vorhandenen Gasmengen übersteigt. Hierbei spielt z. B. eine Rolle, wie kalt bzw. lange der Winter ausfällt und inwiefern die Sparmaßnahmen greifen.
  • Die Gaspreisentwicklung für Verbraucher wird auch von der CO2-Steuer beeinflusst, die in den nächsten Jahren regelmäßig steigen soll.
  • Die Netzentgelte könnten zukünftig ebenfalls ansteigen, z. B. falls eine Modernisierung erforderlich wird, um die Netze im Rahmen der Energiewende für die Durchleitung von Wasserstoff zu nutzen.

Experten vermuten, dass der Gaspreis kurzfristig durch die genannten Faktoren weiter steigen wird. Allerdings ist eine mittelfristige Gaspreisentwicklung noch nicht abzusehen. Die Erschließung neuer Förderquellen könnte sich langfristig positiv auf die Gaspreisentwicklung auswirken. Zunächst wäre es allerdings bereits ein Erfolg, das stetige Ansteigen der Gaspreise abzufedern – sinkende Preise sind aktuell nicht realistisch.

Was tun gegen steigende Gaspreise?

Aufgrund der steigenden Gaspreise 2022/2023 und voraussichtlich auch in den Folgejahren sollten Verbraucher unbedingt bereits jetzt aktiv werden. Folgende Möglichkeiten bestehen, um Gaskosten einzusparen:

Aktuellen Gastarif überprüfen

Vor der Gaskrise war der örtliche Grundversorgungstarif meist die teuerste Option. Durch einen Wechsel ließen sich in vielen Fällen hunderte Euro pro Jahr sparen, da jederzeit günstige Neukundenangebote von alternativen Anbietern verfügbar waren. Dies ist aktuell nicht der Fall. Trotzdem lohnt es sich, den aktuellen Tarif zu überprüfen.

Das gilt insbesondere für Kunden, die eine Preiserhöhung ihres Gasanbieters erhalten haben oder in die Ersatzversorgung gerutscht sind (z. B. durch Insolvenz oder Lieferstopp des Vorversorgers).

Gut zu wissen: Bei Gaspreiserhöhungen haben Sie ein Sonderkündigungsrecht. Bis zum Tag der Erhöhung können Sie frühzeitig kündigen, ohne die eigentliche Vertragslaufzeit und Kündigungsfrist zu berücksichtigen.

Achten Sie bei der Tarifsuche neben dem Preis unbedingt auch auf die Konditionen der verschiedenen Gasverträge, v. a. Laufzeit und Preisgarantie. Tipps für die Suche nach einem zuverlässigen, günstigen Gasanbieter finden Sie in unserem Artikel „Gasanbieter wechseln“.

Gerne prüft cheapenergy24 für Sie jedes Jahr, ob aktuell ein günstigerer Tarif verfügbar ist. Alle Aufgaben rund um den Gasvertrag übernehmen wir für Sie (Tarifvergleich, Kündigung, Wechsel, Kommunikation mit dem Gasanbieter,…). Finden Sie gleich kostenlos und unverbindlich heraus, ob sich ein Anbieterwechsel aktuell für Sie lohnt.

Anpassungen des Gaspreises kritisch prüfen

Post Ihres Gasanbieters sollten Sie immer kritisch auf Preiserhöhungen überprüfen. Auch wenn derzeit zahlreiche rechtmäßige Gaspreiserhöhungen erfolgen, gilt trotzdem: Solange Sie durch eine Preisgarantie geschützt sind (egal welche Art der Garantie), kann Ihr Gasversorger keine Erhöhung aufgrund der gestiegenen Einkaufspreise durchführen. Bei derartigen Preisanpassungen sollten Sie schriftlich Widerspruch einlegen.

Falls die Preisanpassungsklausel im Rahmen der Alarmstufe des Notfallplans Gas in Kraft tritt, sind Erhöhungen trotz Preisgarantie möglich – mehr dazu erfahren Sie hier.

Achtung: Im Grundversorgungstarif gilt keine Preisgarantie; es können also jederzeit Anpassungen der Gaspreise erfolgen.

Heizkosten sparen

Mehr als je zuvor lohnt es sich jetzt, den Gasverbrauch zum Heizen möglichst gering zu halten. Dies ist z. B. durch eine Modernisierung der Heizungsanlage, aber auch schon durch eine geringere Raumtemperatur möglich. Bereits ein Grad weniger spart etwa 6 % Energie. Empfehlenswert ist eine Raumtemperatur von etwa 20 Grad; im Schlafzimmer 16-18 Grad. Auch das Entlüften der Heizung kann den Gasverbrauch reduzieren. Hier finden Sie weitere Tipps zum Gas sparen.

FAQ: Häufige Fragen zur Gaspreisentwicklung

Im Folgenden beantworten unsere Experten die häufigsten Fragen zur Gaspreisentwicklung und den Gaspreisen 2022/2023.

Die Gaspreisentwicklung basiert auf unterschiedlichen Einflussfaktoren. Ein Beispiel hierfür ist der Förderort, da Deutschland selbst keine Gasförderanlagen besitzt. Somit besteht eine starke Abhängigkeit von anderen Staaten, wie sich gerade am Verhältnis zu Russland zeigt. Ebenso hängt der Gaspreis auch vom Ölpreis ab, auch wenn dieser nicht mehr in direkter Verbindung zum Gaspreis steht. Darüber hinaus haben auch die weltweite Nachfrage, steuerliche Veränderungen, technologische Innovationen und natürlich auch die Marge des Versorgers ihren Anteil am Gaspreis.

Die Gaspreise werden voraussichtlich ab 2023 weiter steigen. Das liegt insbesondere an der weltweit erhöhten Gas-Nachfrage, dem schrittweisen Entfall von Russland als Gaslieferant und dem ansteigenden CO₂-Preis.

Je nach zukünftigen Nutzungsweisen der Gasleitungen (z. B. für Wasserstoff) könnten auch die Netzentgelte steigen, da umfangreiche Umbaumaßnahmen fällig werden könnten. Eine wichtige Rolle spielt auch, woher Deutschland in den nächsten Jahren hauptsächlich seine Gaskontingente bezieht – beispielsweise ist Flüssiggas, welches meist per Schiff transportiert wird, deutlich teurer als Gas über Pipelines, wie es bisher aus Russland geliefert wurde.

Betrachtet man die Gaspreisentwicklung der letzten 20 Jahre, so werden zahlreiche Preisschwankungen bei den Gaspreisen sichtbar.

Seit dem Jahr 2000 ging die Gaspreisentwicklung nach oben und erreichte mit dem Ansteigen der Rohölpreise Anfang 2008 ein Rekordniveau (7,27 Cent pro kWh). Bis zu 25 % Preiserhöhungen mussten Gaskunden damals hinnehmen.

Ein Einschnitt in der Gaspreisentwicklung erfolgte 2010 mit dem Ende der Kopplung an den Ölpreis.

Langfristig hatte die Gasmarkt-Liberalisierung im Jahr 2006 Einfluss. Ab diesem Zeitpunkt übernahm die Bundesnetzagentur die Aufsicht über den Markt. Durch neue, kleinere Anbieter, die ab 2006 auf den liberalisierten Gasmarkt kamen, wurde der Wettbewerb insgesamt angetrieben. Verbraucher profitierten davon im Laufe der folgenden Jahre aufgrund einer günstigen Gaspreisentwicklung. Besonders in Großstädten erreichte die Gaspreisentwicklung ihr niedrigstes Niveau, weil hier der Wettbewerb entsprechend groß war und sich die Anbieter gegenseitig unterboten.

Die Tiefstwerte wurden im Jahr 2017 bzw. 2018 erreicht, als der Gaspreis für Endkunden in Deutschland bei 5,73 Cent bzw. 5,81 pro Kilowattstunde lag. Es kam allerdings zu einer deutlichen Steigerung 2019 auf 6,17 ct/kWh, da v. a. die Beschaffungspreise anstiegen.

Anfang 2020 sanken die Großhandelspreise, wodurch sich ein Durchschnittspreis von 5,97 ct/kWh ergab. Positiv wirkte sich auch eine Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent aufgrund der Corona-Krise aus (2. Jahreshälfte 2020).

Es folgte jedoch eine Gaspreisentwicklung nach oben im Jahr 2021, u. a. durch die Einführung der CO2-Steuer.

2022 erreichte der Gaspreis in Deutschland einen Rekordwert (15,29 ct/kWh), was v. a. durch die extrem angestiegenen Beschaffungskosten zustande kam.

Am 23.06.2022 wurde durch die Bundesregierung die „Alarmstufe“ des Notfallplans Gas ausgerufen (Alarmstufe 2 von 3). Diese greift bei einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage“, die aber noch ohne staatliche Eingriffe vom Markt bewältigt werden kann.

Hintergrund: Im Vorfeld hatte Russland bzw. Gazprom die Gas-Liefermengen durch Nord Stream 1 stark reduziert. Anfang September kam es zum Lieferstopp.

Für Verbraucher hat die Alarmstufe bisher keine direkten Auswirkungen. Weitere starke Preiserhöhungen sind allerdings wahrscheinlich.

Die Bundesregierung kann durch die Alarmstufe nun z. B. veranlassen, dass verstärkt Kohlekraftwerke statt Gaskraftwerke für die Stromerzeugung genutzt werden.

Erst bei der dritten und letzten Stufe des Notfallplans, der sog. Notfallstufe, wäre ein staatlicher Eingriff in die Gasverteilung der Fall. Dann würde die Bundesnetzagentur die Zuteilung von Gasmengen koordinieren bzw. könnte Rationierungen vorgeben. Privathaushalte, Krankenhäuser und weitere systemrelevante Betriebe sollen dabei besonders geschützt werden.

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